Flageolett-Töne...

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Flageolett-Töne kommen in Ärzte-Songs in letzter Zeit vermehrt vor. Das erste Mal, wo es mit auffiel, war in "Westerland", danach u.a. in MEINE FREUNDE, FRIEDENSPANZER, SCHOPENHAUER etc etc etc.

Nun haben mich einige bereits gefragt, was das denn nun ist, wie man die Töne erzeugt und wer daran schuld ist. Um nicht jedesmal alles neu schreiben zu müssen, habe ich meine Hand samt Klampfe eingescannt (eine echte Ibanez-Roadster Series II), um das mal zu verdeutlichen.

Zur physikalischen Theorie:
Flageoletts sind eigentlich reine, obertonfreie Sinusschwingungen, die durch eine spezielle Zupftechnik zustande kommen. Man nutzt dabei aus, daß eine Saite nicht nur im ganzen schwingen kann, sondern auch in zwei Teilen, während es dabei einen Ruhepunkt auf der Saite gibt, der nicht mitschwingt. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht, wenn man folgende Grafik (sorry, Hand-Skizze!) sich anschaut:

Normal angeschlagen klingt die Saite in voller Länge (wie in (1)). Es entsteht ein Ton, der bei der leeren A-Saite z.B. bei 110 Hz liegt.

Provoziert man ein Flageolett (im 12. Bund), dann heißt das (physikalisch), daß man alle Obertöne unterdrückt, bis auf den mit der doppelten Frequenz (220 Hz). Wie macht man nun dies? Man dämpft die Saite genau in der Mitte ab. Sie kann dann nur noch "in zwei Hälften" schwingen. Da die einzelnen Hälften eben aber halb so lang sind, ist die Frequenz doppelt so hoch. Und dieser "Saiten-Mittelpunkt" liegt eben genau über dem Bundstäbchen, was den 12. vom 13. Bund trennt. (Bild (2): Bei (a2) liegt die Saitenmitte, bei (a1) muß die Saite angeschlagen werden - eben in "der Mitte" zwischen dem Ruhepunkt und dem Steg.

Bild (3) zeigt den Schwingungsverlauf bei einem Flageolett im 7. Bund. Die Frequenz ist 3mal so hoch wie die Grundfrequenz der Saite (und damit die Quinte - also ein E). Angeschlagen wird hier näher in Richtung Steg als bei (2). Man nimmt den halben Abstand vom Sattel zum siebten Bund. Und diese Entfernung merkt man sich und schlägt eben genau so weit vom Steg aus die Saite an.


Zur Praxis:
Nach diesem trockenen, aber zum Verständnis wichtigen Part nun die Praxis: Flageolett auf der tiefen E-Saite im Fünften:
Man legt einen Finger auf die Saite (nur berühren!!) zwischen dem 5. und 6. Bund, genau über dem Bundstäbchen. Diese Stelle ist genau die, die die Saite viertelt, wir bekommen also einen viermal so hohen Ton (quasi wie die leere, hohe E-Saite), und müssen eben auch an der entsprechenden Stelle anschlagen. Die Anschlag-Stelle ist ein achtel der Saitenlänge vom Steg entfernt (na, merkste was? Immer die Hälfte von der Strecke zwischen 0. und Flageolett-Bundstab ist zu nehmen und vom Steg aus anszuschlagen). Wie sanft die Saite zu berühren ist, soll folgender Scan zeigen:

Am einfachsten ist das Flageolett über dem 12.Bund auf der tiefen E-Saite! Probiert es einfach.. wenn's immer noch hapert, sagt Bescheid.


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